BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven

Zum Welttag der Feuchtgebiete: Das Wattenmeer braucht unseren Schutz!

Sonnenuntergang über dem Jadebusen bei Wilhelmshaven Sonnenuntergang über dem Jadebusen bei Wilhelmshaven. Foto: BUND

(Wilhelmshaven, 1.2.2023) Anlässlich des internationalen Welttags der Feuchtgebiete am 2. Februar erinnert die BUND-Kreisgruppe Wilhelmshaven an die gemeinsame Verantwortung zum Erhalt des weltweit größten Wattenmeeres – direkt vor unserer Haustür. Aktuelle Entwicklungen stehen im Widerspruch zu Vereinbarungen der jüngst stattgefundenen Wattenmeer-Regierungskonferenz.

Wenn sich bei Ebbe das Wasser zurückzieht, liegt sich vor der Wilhelmshavener Südküste eine schier endlose Schlickfläche, durchzogen von Prielen und bevölkert von zahllosen Vögeln, die nach Würmern, Muscheln und anderen Nahrungstieren stochern. Beim regelmäßigen Spaziergang ist es für die einen schon ein gewohnter Anblick, eine nette Kulisse, für andere jedoch täglich ein neues großes Wunder. Dabei ist der Jadebusen nur ein – wenn auch besonders wertvoller – Teil des weltweit größten zusammenhängenden Wattenmeeres, das sich über 500 km vor der Küste Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande erstreckt. Seit 2009 ist es UNESCO-Weltnaturerbe. Die internationale Zusammenarbeit zum Schutz von Feuchtgebieten reicht allerdings schon viel länger zurück: Am 2. Februar 1971 wurde in Ramsar (Iran) das Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, geschlossen. Die Bundesrepublik Deutschland trat diesem völkerrechtlichen Übereinkommen 1976 bei. Das Wattenmeer ist Teil des Verbundes von über 2400 Ramsar-Gebieten in 172 Ländern weltweit.

Zum Gedenken an die Ramsar-Konvention wird seit 1997 jährlich am 2. Februar der Welttag der Feuchtgebiete (World Wetlands Day) begangen. „Ramsar und Weltnaturerbe sind keine Etiketten, auf denen wir uns ausruhen können“, mahnt Imke Zwoch, Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Wilhelmshaven. „Bei allen Entscheidungen und Handlungen, die sich auf das Wattenmeer auswirken, müssen wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft und für die Schutzgüter – hier insbesondere der Vogelwelt – bewusst sein.“ Schon jetzt sei das Ökosystem durch dichten Seeverkehr, viele Schifffahrtsrouten und Hafenaktivitäten stark belastet. LNG-Terminals und Gasbohrungen im Wattenmeer-Raum würden die Konflikte zwischen Nutzungsinteressen und Schutzversprechen und -verpflichtung weiter verschärfen. Die infolge des Ukraine-Kriegs entstandene Energiekrise dürfe keine Grundlage dafür sein, bei der Energiewende eine Rolle rückwärts zu machen und fossile Energie-Infrastruktur auf Jahrzehnte zu zementieren. „Bei der Trilateralen Wattenmeer-Regierungskonferenz in Wilhelmshaven Ende November haben Umweltverbände gemeinsam mit Verbänden der Sport- und Freizeitschifffahrt das Projekt „Watt fossilfrei“ auf den Weg gebracht“, berichtet Zwoch. Parallel dazu haben etwa 40 Institutionen aus dem Schifffahrts- und Hafensektor mit Umwelt- und weiteren Organisationen die Initiative "Nachhaltige Schifffahrt und Häfen für ein gut geschütztes Wattenmeer" unterzeichnet. „Doch während Wassersportler bereit sind, ihrem einzigartigen Natur-Revier zuliebe ihre Bootsantriebe umzurüsten, werden nebenan in großem Maßstab Emissionen in die Seeluft gepustet?“

Auch die Baggerarbeiten für Zufahrt und Liegewanne der LNG-Terminals nebst Abtransport und Verklappung hinterlassen Spuren im Ökosystem Wattenmeer. Beim Uniper-Terminal in Wilhelmshaven kommt noch die Einleitung von Bioziden in die Jade hinzu. Dies war, neben der 20jährigen Laufzeit, der Grund, warum BUND und andere Umweltverbände Widerspruch gegen die Betriebsgenehmigung der „Hoegh Esperanza“ eingelegt haben. „Als befristete Übergangslösung für die Energiekrise tragen wir die LNG-Terminals mit. Aber eben nicht auf Jahrzehnte, und auch unsere Forderung, das chlor-basierte Antifouling durch ein naturverträglicheres Verfahren nach Stand der Technik zu ersetzen, bleibt bestehen.“

Dark Sky versus Lichtverschmutzung durch Terminal

Eine sehr augenfällige Auswirkung zeigte sich erst nach Inbetriebnahme der „Hoegh Esperanza“: „Das Terminal-Schiff ist nachts von oben bis unten hell erleuchtet. Das Licht strahlt bis nach Schillig und ins Watt hinein. Das stört nicht nur den Schlaf der Anwohnenden erheblich, sondern auch Biorhythmus und Orientierung der Tierwelt“, kritisiert die Naturschützerin. „Auch der Dark Sky, der natürlich dunkle Nachthimmel, war Thema einer Vereinbarung der Wattenmeer-Regierungskonferenz. Spiekeroog und Pellworm sind bereits als Sterneninseln ausgezeichnet, weil sie die Kriterien erfüllen, viele Kommunen sind bundesweit auf dem Weg. Muss das sein, dass Wilhelmshaven mit diesem – und perspektivisch einem weiteren LNG-Terminal – weiträumig um Hooksiel herum die Nacht zum Tag macht?“