BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven

Klimaschutz & Energie

Energiedrehscheibe Wilhelmshaven

Mit zwei Kohlekraftwerken und dem Import von Öl spielen fossile Energien seit langem eine relevante Rolle in der Wilhelmshavener Hafenwirtschaft und Industrie. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine kam viel Bewegung in die deutsche Energiepolitik. Es galt, die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu überwinden und neue Gasquellen aufzutun. Der Blick richtet sich auf Wilhelmshaven als "Energiedrehscheibe Deutschlands". Im Jahr 2022 wurde binnen weniger Monate die Infrastruktur für ein Flüssigerdgas-Terminal (LNG = Liquid Natural Gas) errichtet, die schwimmende Umschlagsanlage ging im Januar 2023 in Betrieb. Der Anleger für ein zweites LNG-Importterminal ist im Bau.

Die Verbrennung fossilen Gases konterkariert die Bemühungen zum Erreichen der Klimaschutzziele. LNG wird deshalb von der Politik als Übergangslösung deklariert. Die Betriebsgenhmigung läuft allerdings bis 2043.

Als großer Hoffnungsträger steht Wasserstoff (H2) im Zentrum des "Energy Hub" (Energiedrehscheibe) Wilhelmshaven. Vom Grundsatz her kann H2 ein nachhaltiger Energieträger sein. Mit Strom aus regenerativen Quellen (Wind, Photovoltaik) wird im Elektrolyse-Verfahren Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der Wasserstoff kann gespeichert und rückverstromt werden, kann Fahrzeuge antreiben oder als Rohstoff in der chemischen Industrie dienen. In der Praxis sieht es allerdings komplexer und weniger "grün" aus: Der Wasserstoff wird in fernen Ländern des "Sonnengürtels" produziert und dann, damit er auf Schiffen tranportiert werden kann, in Methan oder Ammoniak umgewandelt. Mit fossil angetriebenen Tankern werden die Produkte nach Wilhelmshaven verschifft und in verchiednser Form verwertet. 

Eine wachsende Rolle bei dieser Form einer anderen Energiewirtschaft spielt CO2. Es kann im Rahmen der beschriebenen Transportwege für die H2-Derivate verwendet, hier wieder abgeschieden und zu den H2-Produktionsländern zurückverschifft werden, um dort wieder in den Kreislauf einzufließen. Die Industrie setzt allerdings auch darauf, CO2 aus Abgasen abzuscheiden und unterirdisch (z.B. unter der Nordsee) zu verpressen, um Klimaschutz-Vorgaben einzuhalten.

Immer mehr Firmen möchten ein Stück von dieser Strategie profitieren, mitlerweile sind 35 (Stand November 2023) im "Energy Hub Wilhelmshaven" assoziiert.

All das ist mit einer Vielzahl von Infrastrukur-Projekten verbunden - Schiffsanleger, Industriebauten wie Flüssiggastanklager für Methan, Ammoniak, O2 und CO2, Flüssiggasverdampfer, Wasserstofferzeuger, Elektrolyseure, Energiespeicher, Kraftwerke, Cracker usw., Rohrleitungen, unterirdische Speicher - und damit Eingriffen in Naturflächen im großen Maßstab. 

Wesentliche Aspekte einer ernst gemeinten Energiewende hin zur Klimaneutralität geraten dabei ins Abseits. Zum einen das Energiesparen. Verschiedene offizielle Quellen gehen von einer weiteren Steigerung des Energiebedarfs aus. Firmen, die ihr Geld mit der Produktion und Bereitstellung von Energieträgern verdienen, haben "naturgemäß" kein Interesse daran, dass weniger Energie verbraucht wird - sie bekommt einen grünen Anstrich, erzeugt am Ende pro Einheit zwar weniger klimaschädliche Emissionen, beeinträchtigt dafür aber natürliche Ressourcen wie Freiflächen für Natur und Landwirtschaft oder Meeresgebiete. Zum anderen fehlt es an Ansrengungen für eine dezentrale Energie-Erzeugung, auch in Bürger*innenhand. Bevor wiederum große Konzerne riesige Photovoltaik-Anlagen in die freie Landschaft setzen, sollte jedes Dach und jede andere ohnehin schon versiegelte Fläche wie z. B. Parkplätze mit Solaranlagen ausgestattet werden.

 

Kongress "Energie in Bürger* innenhand" am 4. November 2023

Karte des Grauens

Auf der Website der Bürgerinitiative "Klima-Allianz Nordseeküste" (BI Kans) findet sich eine Übersicht der vorhandenen und geplanten hafen- und energiewirtschaftlichen Projekte in Wilhelmshaven und Umgebung. hier geht's lang

LNG-Terminals

Flüssigerdgas (LNG) wird seitens der Politik als "Übergangslösung" dargestellt. Die Anzahl und die langen Laufzeiten der genehmigten Terminals sprechen eine andere Sprache. mehr zu LNG-Terminals