Tipps zum Verzicht auf Plastik im Alltag

Viele Menschen nutzen die Wochen vor Ostern, um auszuprobieren, wie sich der Verzicht auf bestimmte Gewohnheiten anfühlt, die bekanntermaßen der Gesundheit nichzuträglich sind, wie Alkohol, Rauchen, Fleisch oder Zucker. Immer mehr schließen sich der bundesweiten BUND-Kampagne "Plastikfasten" an. Wir haben hierfür eine Reihe Tipps zusammengestellt, die nicht nur für die vor-österliche Fastenzeit nützlich sind.

Wie wär’s mal mit Plastikfasten?

Plastik ist heutzutage überall im Alltag und leider auch in der Natur präsent. Die globale Plastik-Vermüllung der Meere ist mittlerweile weithin bekannt. Als Anrainer des Weltnaturerbes Wattenmeer stehen wir hier besonders in der Verantwortung. Das Problem fällt uns im wahrsten Sinne des Wortes täglich vor die Füße, deshalb sollten wir in Wilhelmshaven, zusammen mit anderen Küstenstädten weltweit, Vorreiter und Vorbild sein. Kunststoffe, vor allem in Form von (Einweg-)verpackungen, sind in den meisten Fällen überflüssig, weil es langlebige und wirklich recycelbare Alternativen gibt.

Mehrere Wochen komplett auf Plastik verzichten? Eine Plastik-Nulldiät von heute auf morgen würde vermutlich die meisten so überfordern, dass sie resignieren. Der Ansatz ist deshalb, sich während der Fastenzeit intensiv mit dem eigenen und auch dem globalen Plastik-Konsum auseinanderzusetzen und persönliche Erfahrungen, Tipps und Ideen rund um einen Alltag ohne Plastik mit anderen zu teilen.

Schon Konfuzius stellte fest: Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Es gilt, mit einfachen Alternativen anzufangen, die lange bekannt sind und keine erhebliche Umstellung im Alltag erfordern. An erster Stelle steht der Verzicht auf kurzlebige Einwegartikel aus Plastik wie Einkaufstüten oder „Coffee-to-go“-Becher. Es ist kein Problem, immer eine faltbare Einkaufstasche dabei zu haben. Und wer seinen eigenen Kaffeebecher mitbringt, wird bereits in vielen Cafés durch einen kleinen Rabatt belohnt.

Wer mitmachen möchte beim Plastikfasten, sollte einfach jeden Tag beim Einkauf, im Haushalt, im Betrieb oder in der Schule darauf achten, wo auf Plastik verzichtet werden kann. Täglich stolpert man über völlig unnötige Verpackungen, auf der anderen Seite gibt es aber auch erfreuliche Alternativen zu entdecken. Dokumentieren Sie Ihr kritisches oder auch vorbildliches „Fundstück des Tages“ mit einem Foto und / oder einem kurzen Text und teilen Sie es mit dem Hashtag #plastikfasten auf Facebook, Instagram, Twitter oder Youtube. Ihre Ideen, Erfahrungen, Tipps werden dann Teil eines bundesweiten Netzwerks und sind dann vielleicht auch auf der „Wand des Wissens“ zu finden unter www.bund.net/plastikfasten/. Mit weiteren Hashtags wie #WHVohnePlastik lassen sich die Beiträge lokal verorten.

Mit der lokalen Kampagne möchte die BUND Kreisgruppe die Auseinandersetzung mit dem Thema Plastikmüll nachhaltig in Schwung bringen. „Diskutieren Sie nicht nur online, sondern vor allem auch persönlich – mit Ihrem Einzelhändler, im Familien- und Freundeskreis, mit Nachbarn, Kollegen und Mitschülern. Aus den Gesprächen werden viele gute Ideen und Initiativen entstehen, mit denen wir gemeinsam beweisen: #WHVohnePlastik muss keine Utopie bleiben“.

Warum Plastikfasten?

  • Mit 12,6 Mio Millionen Tonnen verbraucht in Europa kein anderes Land soviel Plastik wie Deutschland – Tendenz steigend.

  • Sechs Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich verbraucht – mit einer Gebrauchsdauer von gerade einmal 25 Minuten.

  • In Deutschland werden stündlich 320.000 Coffee to go-Becher verbraucht. Pro Jahr sind das fast drei Milliarden Stück.

  • Die Kunststoffabfallmenge hat sich in Deutschland im Zeitraum von 1994 bis 2015 auf ca. 5,92 Millionen Tonnen pro Jahr verdoppelt.

  • Über sechs Millionen Tonnen Müll – das meiste davon Plastik – landen jedes Jahr im Meer.

  • Die Vermeidung von Plastik leistet einen wichtigen Beitrag gegen Rohstoffverschwendung und Klimabelastung.

EINKAUFEN

„Ich kaufe hier!“

Regional Einkaufen hat viele Vorteile

Rund 10% des Umsatzes im deutschen Einzelhandel werden im Online-Handel erzielt. Aktuell boomt vor allem der Online-Markt für Lebensmittel und Gegenstände des täglichen Bedarfs. Ist ja auch praktisch, oder? Man muss das Haus nicht mehr verlassen, ein paar Klicks am PC oder in der Smartphone-App und wenig später kommt die Ware direkt ins Haus. Karton öffnen, unter Verpackungschips oder Luftpolsterfolie kommt ein kleinerer Karton hervor, aufreißen, Folienverpackung entfernen und schon hält man das neue Designer-WC-Bürstenset, den Milchaufschäumer oder die lustigen Kindersocken in der Hand. Aber – falsche Größe oder Farbe? Gerät funktioniert nicht?? Also alles wieder einpacken, Computer anschalten, Hotline anrufen, Retourenaufkleber ausdrucken und ab zum nächsten Paketshop. Wirklich praktisch und zeitsparend?

Nicht alles, aber vieles von dem, was täglich aufwändig einzeln verpackt durch die Welt reist, gibt es auch in Wilhelmshaven zu kaufen. Im Fachgeschäft wird man persönlich beraten, kann die Waren aus- bzw. anprobieren und bei Nichtgefallen auf kurzem Wege umtauschen. Wer den örtlichen Einzelhandel unterstützt, spart nicht nur Einweg-Verpackungen und „Rennerei“: Lebendige Einkaufsstraßen mit einem vielfältigen Angebot sind ein Stück Lebensqualität in der Stadt.

(Was übrigens gar nicht geht: Sich im Einzelhandel vor Ort nur beraten lassen und dann für ein paar Euro „billiger“ im Onlinehandel bestellen!)

 

Plastikfasten auf dem Wochenmarkt

Wilhelmshaven hat eine liebenswerte Wochenmarkt-Kultur: Auf dem Rathausplatz und an fünf weiteren Standorten gibt es im Wechsel jeden Dienstag, Mittwoch, Freitag und/oder Sonnabend frische regionale Produkte. Vor allem an den Obst- und Gemüseständen kann man komplett plastikfrei einkaufen: Die Marktbeschicker füllen die Ware gern aus der Waagschale direkt in mitgebrachte Taschen und Körbe, für Kleinteiliges wie Kartoffeln, Tomaten oder Zwiebeln sind langlebige Gemüsebeutel aus Stoff oder haltbarer Kunstfaser praktisch.

Auch Schlachter, Bäcker und Käsehändler sind bereit, den Einkauf in mitgebrachte Behälter zu füllen, natürlich unter Beachtung besonderer Hygienevorschriften. Sprechen Sie Ihre Händler darauf an, wie man gemeinsam den Verbrauch von Einweg-Plastiktüten nachhaltig reduzieren kann. Ein Klönschnack gehört auf dem Wochenmarkt sowieso dazu!

Das kommt nicht in die Tüte!

Vor über 40 Jahren wurde „Jute statt Plastik“ zum Slogan der aufkeimenden Umweltschutzbewegung. Später wurden die kratzigen, etwas müffelnden Jutetaschen von den schickeren Baumwollbeuteln abgelöst, die heute überall zum Stadtbild gehören. Schon vor 25 Jahren brachte unser City-Interessenverein 30.000 davon in Umlauf. Parallel dazu setzte jedoch die Plastiktüte ihren zweifelhaften Siegeszug fort. Sechs Milliarden Plastiktüten werden in Deutschland jährlich verbraucht, mit einer Gebrauchsdauer von etwa 25 Minuten - und einer Lebensdauer von 20 Jahren draußen in der Natur.

Es gibt keine Ausrede dafür, beim gezielten Wocheneinkauf keine Taschen aus Baumwolle oder anderem haltbaren plastikfreien Material dabeizuhaben. Wer zu Spontankäufen neigt, sollte wenigstens immer einen kleinen faltbaren "Büdel" dabeihaben. Die sind zwar meist aus Nylon / Polyester, passen aber in jede kleine Handtasche oder Jackentasche, halten fast ewig und sind komplett recycelbar, wenn sie nur aus einer Kunststoff-Sorte bestehen. 

KÜCHE

Gute Küche ohne Folie

„Ran an den Bratschlauch! Keine Spritzer, alles bleibt sauber und das mühsame Putzen des Backofens entfällt!“ So oder ähnlich wird in Kochrezepten für Einwegprodukte in der Küche geworben. Kuchenbleche werden mit Backpapier ausgelegt. Fleisch wird im Gefrierbeutel mariniert. Fisch wird portionsweise in kleinen Päckchen aus Alufolie gegart. Im Kühlfach liegt der Eiskugelbeutel. Mürbeteig wird zum Ruhen in Haushaltsfolie gewickelt.

Wirklich gute Köch*innen arbeiten lieber mit schönem, hochwertigem Kochgeschirr aus Metall, Glas oder Keramik. Sie fetten Backbleche ein, damit nichts kleben bleibt, marinieren Fleisch und anderes in Schüsseln und schieben Bräter in den Ofen. Sie wickeln Mürbeteig in ein Tuch und benutzen langlebige Eiswürfelbereiter. Nach dem Abwasch sind auch die Hände sauber. Das ist die bessere Wahl, statt den Mülleimer mit all den gebrauchten Folien vollzustopfen. (red)

Holz: ein guter Küchenhelfer

Dass Plastikschneidebretter hygienisch seien, hat sich als Irrtum herausgestellt. In kleinen Schnittrillen und Kerben sammeln sich Bakterien an, die selbst einen heißen Spülmaschinen-Waschgang überleben. Auch Plastikteilchen aus dem Abrieb können im Essen landen, wie ein Koch erstaunt feststellte, der Knoblauch auf einem schwarzen Plastikbrett zerquetscht hatte. Anschließend entdeckte er schwarze Mikro-Plastikteilchen in der damit gewürzten Sahnesoße. Nicht sichtbar sind dagegen die Weichmacher, die aus Plastik in Lebensmittel übergehen können.

Da empfiehlt es sich doch, Holzbretter und auch Holzlöffel zu verwenden. Holz wirkt antibakteriell, es hat wegen der enthaltenen Harze und ätherischen Öle keimtötende Eigenschaften. Bestimmte Holzarten enthalten außerdem die keimtötende Gerbsäure. Holz trocknet schnell und entzieht so Bakterien zusätzlich den Lebensraum.

Die Natur designt die besten Verpackungen

Geschältes Obst in Plastik ist absurd

Viele geniale Erfindungen der Menschheit sind in Wahrheit von der Natur „geklaut““. Die ausgefeilte Konstruktion der Vogelschwingen beflügelte Flugzeugbauer von Otto Lilienthal bis heute. Olympische Schwimmer gleiten in künstlicher Haifisch-Haut zu neuen Rekorden. Beispiele für pflanzliche Vorbilder sind der Klettverschluss oder der Lotos-Effekt (selbstreinigende Oberflächen). Diese Übertragung von Natur-Phänomenen auf die Technik durch Ingenieure, Architekten oder Designer nennt man Bionik.

Obst und Gemüse sind von Natur aus mit einer perfekten Verpackung umhüllt: Die Schale schützt vor Austrocknung, Oxidation, Verletzungen und Bakterien, lässt sie aber gleichzeitig „atmen“. Zudem lässt sie sich die Schale zu 100 Prozent recyceln, Mikroorganismen verwandeln sie in kostbaren Humus oder Kompost. Warum in aller Welt gibt es im Handel in Plastik verpackte Äpfel? Noch absurder ist die Unsitte, Früchte wie Ananas oder Bananen bereits geschält in Plastikbechern anzubieten: Eine perfekte Natur-Verpackung wird durch eine künstliche ersetzt, deren Herstellung und Entsorgung die Umwelt belastet. Vertrauen Sie der Natur – kaufen Sie grundsätzlich nur unverpacktes Obst und Gemüse.

Eier: Am besten frisch und "originalverpackt"

Da lachen ja die Hühner!

Ein Paradebeispiel für eine abstruse Verpackung, im Supermarkt entdeckt: Zwei hartgekochte, geschälte Eier, mit Konservierungsstoffen versetzt, in einer Plastikschale, zum Preis von 1,50 Euro.

Die natürliche Eierschale ist eine geniale Verpackung. Sie ist nur etwa 4 mm dick, aber aus mehreren Schichten aufgebaut, die sie elastisch und gleichzeitig stabil machen. Ein Ei kann das 20fache seines Gewichtes tragen, ohne zu zerbrechen. Trotzdem kann das Küken die Schale beim Schlüpfen von innen öffnen. Etwa 10.000 Poren lassen das Ei „atmen“. Eine Membran verhindert das Eindringen von Keimen. Ohne Konservierungsstoffe. Nach Gebrauch kann die Eierschale auf den Kompost. Die Plastikschale ist nicht biologisch abbaubar.

Eine andere Form der Bequemlichkeit ist das Stangen-Ei. In Fabriken werden Eigelb und Eiweiß getrennt und neu zu hartgekochten Stangen zusammengebaut. In Plastik verschweißt und tiefgefroren werden sie an Bäckereien und Gastronomie geliefert, wo dann jedes Eibrötchen mit exakt gleichen Eierscheiben belegt wird.

Wie das genau funktioniert, erklärt Armin Maiwald in der „Sendung mit der Maus“.

Trinkt Feldhauser Sprudel!

Durst? Hahn aufdrehen statt Kisten schleppen

In Ein- oder Mehrwegflaschen abgefüllt wird Mineralwasser durch ganz Europa kutschiert. Der Trend geht zur Einweg-Plastikflasche mit einem Marktanteil von rund 54 Prozent. In Deutschland werden stündlich 2 Millionen davon verbraucht. PET-Flaschen enthalten Acetaldehyd, das möglicherweise gesundheitliche Risiken birgt, auf jeden Fall aber den Geschmack des Wassers beeinträchtigt.

Bei Müllsammlungen in der Natur gehören PET-Flaschen zu den häufigsten Fundstücken. Durstlöschen geht umweltfreundlicher und preiswerter: Direkt aus dem Wasserhahn! Trinkwasser ist das am besten untersuchte Lebensmittel in Deutschland, bislang kann man es überall bedenkenlos genießen. In Wilhelmshaven sind wir mit besonders leckerem, weichem Wasser gesegnet, nach dem Standort des Wasserwerkes liebevoll „Feldhauser Sprudel“ genannt. Wer Ressourcen schonen und keine Getränkekästen mehr schleppen will: Ran an den Wasserhahn!

Tipp für unterwegs: In Läden mit dem "Refill"-Aufkleber werden mitgebrachte Wasserflaschen kostenlos aufgefüllt. Mehr dazu unter "Refill Wilhelmshaven".

 

Das Geheimnis der Foliengurke

Salatgurken (Schlangengurken) gehören zu den beliebtesten Gemüsesorten. Mit einem Wassergehalt von 95% sind sie kalorienarm und erfrischend, gleichzeitig enthalten sie viele Vitamine und Mineralstoffe. Deshalb sollte man die Schale mitessen, sofern sie unbehandelt ist.

Vielen ist es ein Rätsel, warum im Supermarkt ausgerechnet die Bio-Gurken in Folie eingeschweißt sind, während die konventionell angebauten Exemplare unverpackt präsentiert werden. Der Handel hat dafür zwei Erklärungen: Zum einen soll an der Kasse die Biogurke von der (billigeren) konventionellen unterscheidbar sein. Bei Bananen oder Avocados erfolgt die Kennzeichnung mit Etiketten oder Banderolen – warum soll das bei Gurken nicht funktionieren?

Erklärung Nummer zwei: Folie verdoppelt die Haltbarkeit der Gurken, die meist aus Südeuropa importiert werden. Durch Wasserverlust schrumpeln sie sehr schnell. Konventionelle Gurken etwa nicht? Doch – aber bei ihnen wird die Schale gewachst.

Im Sommerhalbjahr bekommt auch weniger weitgereiste Gurken aus regionalem Anbau, auf dem Markt und im Bioladen auch Biogurken ohne Folie. Bei richtiger Lagerung (zwischen 10 und 13 Grad und nicht zusammen mit Tomaten oder Äpfeln) halten Gurken bis zu drei Wochen. Am besten sollte man sie aber möglichst frisch verzehren.

Kaffeekapseln: Teure Rohstoffverschwendung

Auf der Hitliste der absurdesten Verpackungen rangieren Kaffee-Kapseln ziemlich weit oben. Die Minibehälter aus Aluminium oder Kunststoff sind mit etwa 5 Gramm Kaffeepulver gefüllt. Das ergibt einen stolzen Preis von etwa 70 Euro pro Kilo Kaffee. In der Regel landet die gebrauchte Kapsel im Restmüll. Wer macht sich die Mühe, sie zu öffnen, das feuchte Kaffeepulver auszukratzen und dann die Kapsel im Gelben Sack zu entsorgen? Geworben wird ja gerade damit, dass die Zubereitung schnell und mühelos funktioniert.

Wirklich leckeren Kaffee kann man, auch als Single-Portion, umweltfreundlich im italienischen Espressokocher für den Herd oder in einer „French-Press“-Stempelkanne zubereiten. Für traditionell von Hand aufgebrühten Filterkaffee gibt es sogar Porzellanfilter, die ohne Filtertüten funktionieren. Übrigens: Wer auf die überteuerten Kapseln verzichtet, kann sich getrost auch Kaffee bester Qualität aus fairem Handel leisten.

Milch: Die Kuh im Tetrapak

Milch ist ein hochwertiges Nahrungsmittel, von der Natur extra dafür gemacht, zahnlose kleine Lebewesen schnell und gesund heranwachsen zu lassen, bis sie feste Nahrung kauen können. Die Muttermilch ist jeweils artspezifisch auf die Bedürfnisse des Nachwuchses abgestimmt: so beträgt z. B. der Fettgehalt der Kuhmilch (Rohmilch) durchschnittlich 4%, bei Robben bis zu 50%. In der menschlichen Ernährung stehen Milch und Milchprodukte von Kühen, Schafen oder Ziegen lebenslang auf dem Speiseplan. Im Lebensmittelhandel stehen sie in großer Sorten- und Verpackungsvielfalt bereit.

Bis in die 1970er Jahre konnte man im Laden um die Ecke noch Milch in die mitgebrachte Kanne zapfen lassen. Schulmilch oder -kakao gab es damals schon im Viertelliter-Tetrapak. Die Folienbeutel, die ohne Verschluss im Kühlschrank vor sich hinschwappten oder gern mal in der Einkaufstasche platzten, konnten sich als Milchverpackung nicht durchsetzen.

Heute wird Frisch- oder H-Milch zumeist im Tetrapak angeboten. Die mit Kunststoff, teilweise auch mit Aluminium beschichteten Kartons sind schwer zu recyceln und landen überwiegend in der Müllverbrennung. Joghurt, Quark, Sahne oder Buttermilch gibt es meist in Plastikbechern (PS, PP, PET) mit Aluminiumdeckel, einige Joghurtsorten aber auch im Pfandglas. Frischmilch oder Sahne in Pfandflaschen ist meist nur im Bio-Fachhandel erhältlich.

Leider mussten in den letzten Jahrzehnten kleine, dezentrale, von den Landwirten selbst betriebene Genossenschaften zunehmend großen Molkereikonzernen weichen, was die Transportwege zwischen Stall, Molkerei und zurück zu Handel und Verbrauchern verlängert.

Als Reaktion auf die letzte Milchpreiskrise bieten viele Bauern Milch direkt ab Hof an. An den Milchtankstellen kann man die frische Milch selbst in eine mitgebrachte (oder dort erhältliche) Flasche zapfen. Standorte: milchautomaten-direktvermarkter.de/

Der gesundheitliche Wert eines hohen Milchkonsums ist umstritten, auch wenn die Werbung etwas anderes suggeriert. Kuhmilch ist, wie gesagt, Nahrung für Kälbchen, aber kein Durstlöscher für Menschen; zuckerhaltige Zubereitungen wie Fruchtbuttermilch sind Kalorienbomben. Weltweit ist ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung Lactose-intolerant, denn eigentlich bilden nur (gesunde) Säuglinge das Enzym zum Abbau von Milchzucker. Für Milch als Massenware werden Kühe auf immer höhere Milchleistung gezüchtet, teilweise sind sie schon mit 5 Jahren so ausgelaugt, dass sie geschlachtet werden, während gesunde Kühe über 20 Jahre alt werden können.

Weniger ist mehr - dafür kann man lieber etwas mehr Geld für Biomilch aus Weidehaltung ausgeben, einen fairen Pries zugunsten der Tiere und der Landwirte bezahlen. Bei den Ökomelkburen dürfen die Kälber sogar bei der Mutter bleiben und trinken, es bleibt trotzdem noch was zum Melken übrig.

Pizza: UNESCO-Kulturerbe in der Plastikhülle

Am besten frisch vom "Italiener um die Ecke"

2017 hat die UNESCO eine weltweit beliebte Spezialität mit dem Titel „immaterielles Kulturerbe“ geadelt: die Pizza. Allein in deutschen Pizzafabriken werden täglich Millionen belegter Teigfladen produziert. Nach dem Vorbacken werden sie heruntergekühlt, in Plastikfolie eingeschweißt und in bunt bedruckte Kartons verpackt. Dann geht’s mit dem Kühllaster in den Einzelhandel. Beim Endkunden wandert die Pizza wieder in die Kühltruhe oder gleich in den Ofen, der Karton ins Altpapier und die glitschige Folie in den Müll.

Diese Art von Pizza hatte die UNESCO aber bei der Auszeichnung nicht im Auge, sondern speziell die Kunst des Pizzabackens in Neapel. Schon den Pizzaioli bei ihrem Kunsthandwerk zuzuschauen, ist ein Genuss: Virtuos wirbeln die Hände den Teigklumpen zum Fladen, dazu der Duft aus dem Holzofen ... Wer dieses kulinarische Welterbe nachempfinden will, ist beim Italiener um die Ecke besser aufgehoben als am Kühlregal im Discounter.

UNTERWEGS

Kaffee: besser "to sit" als "to go"

Coffee to go – Cup to throw?

Es gehört zum heutigen Lifestyle, Kaffee und andere Heißgetränke in großen Plastikbechern durch die Gegend zu tragen. Stündlich landen allein in Deutschland 320.000 Einwegbecher im Müll – oder auf der Straße, in Grünanlagen und Gewässern. Jahresbilanz: 3 Milliarden Becher, 43.000 Bäume werden für die Herstellung gefällt, 11.000 Tonnen Kunststoff fallen für die Beschichtung und die Plastikdeckel an.

Dabei gibt es so einfache Alternativen. Ein Mitglied der BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven hat in 28 hiesigen Bäckerei-Filialen und Cafés nachgefragt: Alle füllen die dort bestellten Heißgetränke gern in mitgebrachte Mehrwegbecher. Wer noch keinen hat, kann in vielen Filialen direkt einen kaufen. Im Fachhandel gibt es die Becher aus dauerhaftem Kunststoff, aus Edelstahl oder Porzellan, mit gut verschließendem Deckel.

Eine weitere Alternative ist „Coffee to stay“: Den Kaffee gepflegt aus einer Porzellantasse genießen, im Café kurz mit netten Leuten klönen, bewusst entschleunigen und dann gestärkt in den Alltagstrubel zurückkehren. (iz)

Kippen in den Restmüll kippen

Dass Rauchen für Raucher und Passivraucher nicht gesund ist, ist allgemein bekannt. Dass schätzungsweise die Hälfte der aufgerauchten Kippen in der Landschaft landet, steht auf einem anderen Blatt. Zigarettenfilter bestehen aus Cellulose-Acetat. Die Fasern dieses Kunststoffs enthalten die aus dem Rauch gefilterten Gifte, sind nicht biologisch abbaubar und somit stark umweltgefährdend. Auch „Öko“-Filter zum Selberdrehen werden nicht vollständig abgebaut und geben toxische Substanzen an die Umwelt ab.

Die Kippe dezent in einem Gully verschwinden zu lassen, ist auch keine Lösung. Über die Kanalisation gelangt sie zur Kläranlage, die Fasern können nicht vollständig herausgefiltert werden und wandern ins Meer. Was tun, wenn kein Mülleimer in der Nähe ist? Ganz einfach: Ein Taschen-Ascher hilft über peinliche Situationen hinweg. Gibt’s für wenig Geld im Fachhandel, ein leeres Pfefferminzdöschen tut es aber auch.

Hunde-Kot-Beutel

„Schietbüdel“ gehören in den Restmüll

Was tun mit den Hinterlassenschaften unserer vierbeinigen Freunde? Keiner möchte gerne in einen Hundehaufen treten und dann mühsam die stinkenden Reste aus den Rillen seiner Schuhe kratzen. Für viele Menschen ist schon der Anblick der Haufen ekelerregend. Deshalb gewöhnen sich immer mehr Hundehalter daran, die Kothaufen mit einem Plastikbeutel einzusammeln und in den Müll zu werfen.

Eines aber geht gar nicht: Die Haufen in Plastiktüten verpacken und dann draußen liegen lassen. Während der Kot innerhalb von wenigen Tagen von Schnecken, Pilzen und Bakterien in Pflanzennährstoffe zerlegt wird, bleiben die Plastiktüten lange Zeit in der Umwelt. Selbst "kompostierbare" Tüten brauchen unter Laborbedingungen drei Monate, um zu 90% abgebaut zu werden. Deshalb haben sie auch im Biomüll nichts zu suchen. In der Natur liegen sie viel länger, gefährden die Tierwelt und verschandeln die Landschaft.

In England haben wir am Zugang zu Wanderwegen spezielle Abfallbehälter für Hundekotbeutel entdeckt. In diesem Fall  war er offenbar nicht ausreichend dimensioniert. Grundsätzlich aber keine schlechte Idee, denn auf einer Parkbank zu sitzen neben einem Müllbehälter, in dem neben "normalem" Abfall Hundekot vor sich hinmüffelt, ist auch nicht schön.

Frühjahrsputz in der Natur

Regelmäßig organisiert der BUND Müllsammelaktionen. Dann schwärmen viele fleißige Menschen aus, um die Natur in Wilhelmshaven von Unrat zu befreien. Bei der „Aktion Frühjahrsputz“ wird der allzu sorglose Umgang mit Plastik besonders deutlich. Vor allem Einwegprodukte wie Tüten, Flaschen und „to go“-Becher fallen den Sammlern ins Auge.

Einerseits ist ein wachsendes Umweltbewusstsein zu beobachten, auch bei den vielen Kindern, die draußen aufräumen helfen. Es reicht jedoch eine Minderheit an gedankenlosen Mitbürgern, damit der Müll überall in der Stadt gegenwärtig ist, zum Nachteil von Mensch und Natur. Umso wichtiger ist es, dass die Mehrheit konsequent deutlich macht: Die flächendeckende „Entsorgung“ lästiger Verpackungen bis hin zu ganzen Sperrmüllhaufen ist weder „cool“ noch ein Kavaliersdelikt. Über die „Aktion Frühjahrsputz“ und die Plastikfastenzeit hinaus sollte (Plastik-)Müll ein wichtiges Thema bleiben.

Wer in der Natur unterwegs ist und sich über herumliegenden Müll ärgert, sollte immer einen Müllbeutel und Handschuhe dabei haben. Jedes Teil, das eingesammelt und ordnungsgemäß entsorgt wird, ist ein Stück weniger Belastung und Gefahr für Tiere und Landschaft.

GARTEN

Kompost: Gewusst wie

Regenwurmfrühstück – bitte ohne Plastik!

Was Pflanzen aus der Erde geholt und zu Biomasse aufgebaut haben, kann wieder zurück in den Boden. Wer selbst kompostiert, kann so seinen Gartenboden mit Humus anreichern. Kompost liefert Nährstoffe, verbessert das Wasserspeichervermögen des Bodens und ist Lebensgrundlage für nützliche Bodenorganismen. Wer keinen Garten hat, gibt rohe Obst- und Gemüseabfälle, Eierschalen, Tee- und Kaffeesatz und Pflanzenreste in die Braune Tonne. Als Zwischenlager auf dem Weg von der Wohnung in die Tonne leistet eine alte Schüssel in der Küche oder auf dem Balkon gute Dienste. Mikroorganismen und Kleintiere wie Asseln und Regenwürmer futtern, was wir übriglassen – aber Plastiktüten gehören nicht dazu! Auch sogenannte Bio-Kompostbeutel zersetzen sich viel zu langsam und müssen als Störstoffe aussortiert werden. Wenn es sein muss, lieber ausgediente Papiertüten oder Zeitungspapier zum Einschlagen der kompostierbaren Reste nutzen.

Den fertigen Kompost kann man sich für nur 10 Euro/t (1000 kg) beim Wilhelmshavener Entsorgungszentrum abholen. Unverpackt natürlich – einfach einen großen Behälter (z. B. Maurerkübel) mitbringen oder direkt auf den Anhänger schippen.

Gartenarbeit mit Stil

Trotz winterlicher Temperaturen liegt schon ein Hauch von Frühling in der Luft. Krokusse und Meisen zeigen sich optimistisch. Zeit, die Gartenausrüstung einer Inventur zu unterziehen. Vermutlich hat sich über die Jahre einiges aus Plastik angesammelt. Wenn Kaputtes ersetzt und Fehlendes ergänzt werden muss, bietet es sich an, auf nachhaltiges Material umzurüsten: z. B. Holzstiele für Spaten und andere Geräte, Gießkannen aus Metall oder Körbe aus Weidengeflecht (ein altes Handwerk, das auch in unserer Region noch gepflegt wird).

Im Pflanzenhandel gehen Millionen von Setzlingen in Plastiktöpfen über den Ladentisch. Wer selbst Pflanzen anzieht, sollte sich für Tontöpfe entscheiden. Ausgediente Eierkartons oder übriggebliebene Plastiktöpfe aus dem Vorjahr können zur Aussaat weiterverwendet werden, statt gleich im Müll zu landen.

Mit ästhetischen, langlebigen Materialien macht das Buddeln und Jäten noch mehr Spaß. Das gilt auch für die wohlverdiente Pause nach getaner Arbeit. Schicke Gartenmöbel aus beständigem Lärchenholz gibt es bei der GPS Wilhelmshaven (Planckstraße 10, Tel. 991410, gartenmoebel(at)gps-wilhelmshaven.de). (red)

KINDER & FAMILIE

Luftballons: Kurzer Spaß, langwierige Folgen

Eine echte Luftnummer

Aus Naturschutzgründen hat der Rat der Inselgemeinde Ameland (Niederlande) 2018 das Steigenlassen von Luftballons verboten. Warum? Bei Kinderfesten, Hochzeiten oder Geschäftseröffnungen ist es eine beliebte Aktion, viele bunte Luftballons in den Himmel steigen zu lassen. Nach wenigen Minuten sind sie aus den Augen, aus dem Sinn der Gäste entschwunden und man wendet sich der nächsten Kurzweil zu. Unterdessen sind die Ballons „auf ihrem Weg zum Horizont“ (Nena). Nach spätestens einem Tag, wenn das Helium entwichen ist, fallen sie irgendwo in der Natur zu Boden. Im Wattenmeer findet man sie nicht nur am Strand, sondern auch in den Mägen toter Seevögel und Meeressäuger. Durch verschluckten Plastikmüll verhungern sie bei vollem Magen. Ballons aus Naturkautschuk sind bedingt durch beigemengte Zusatzstoffe nicht biologisch abbaubar und für Tiere nicht verdaulich. Das gilt erst recht für Ballons, die mit Metall beschichtet werden, damit das Helium langsamer entweicht. Auch die Plastikschnüre der Ballons können durch Verheddern oder Verschlucken zur Todesfalle werden.

Kinder mögen Luftballons, aber noch mehr lieben sie Tiere und würden nicht wollen, dass ihretwegen eine Robbe, ein Wal oder ein Vogel leiden muss. Man kann ihnen kindgerecht erklären, dass Luftballons in der Natur Schaden anrichten. Um Feste unterhaltsam zu gestalten, gibt es viele Alternativen, die kreativer sind, als fertig gekaufte Einwegartikel aus Kunststoff in der Natur zu verteilen.

Zur Herstellung von Luftballons wird Naturkautschuk (Latex) vulkanisiert und mit Weichmachern, Alterungsschutzmitteln, Stabilisatoren und Pigmenten versetzt. Beim Vulkanisieren entstehen krebserregende Nitrosamine. In den letzten Jahren wurden bei Laboruntersuchungen wiederholt besorgniserregende Nitrosamin-Werte in Luftballons festgestellt. Hersteller empfehlen deshalb, Ballons nicht mit dem Mund, sondern nur mit speziellen Pumpen aufzupusten.

Kinder-Quetschies: Ungesund und teuer

Quatsch zum Quetschen

Bei jungen Familien sind Frucht-„Quetschies“ der Renner. Das sind kleine Folienbeutel, gefüllt mit knapp 100 Gramm Fruchtbrei, den Kleinkinder in etwa zwei Minuten ausgelutscht haben. Als Verbundmaterial aus Plastik und Aluminium ist die Verpackung nicht recycelbar.

Es empfiehlt sich, die Beschriftung der Beutel mit Verstand zu lesen, z. B. „Wir möchten Dir helfen, gute Essgewohnheiten zu entwickeln und eine frühe Freundschaft zu Obst und Gemüse aufzubauen“. Abgesehen davon, dass ein Kleinkind das noch gar nicht lesen kann, hat man eher den Eindruck, dass die Kinder frühzeitig an vorgefertigt verpackte Lebensmittel gewöhnt werden sollen. Der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ ist irreführend, denn es sind so schon bis zu 20% Fruchtzucker drin (entspricht 6 Stück Würfelzucker). Die umspülen beim dauerhaften Nuckeln die Zähnchen und legen den Grundstein für Karies.

Wer seinem Kind und seiner Umwelt was Gutes tun will, gibt ihm lieber frisches Obst – und spart dabei noch Geld: Quetschies sind doppelt so teuer wie ein Gläschen und fünfmal teurer als ein Apfel. Ab dem 2. Lebensjahr können Kinder bereits richtiges Obst essen. Dadurch lernen sie verschiedene Obstarten, Formen, Konsistenzen, Farben und Geschmäcker kennen. Richtiges Kauen regt den Speichelfluss an, fördert die Mundmotorik und damit die Sprachentwicklung. Mit kreativen Ideen wie dem Bananenboot oder der Weintrauben-Raupe überzeugt man auch kleine Skeptiker.

Überraschungs-Eier

Bunte Strände, buntes Meer

Im Januar 2017 erlebten Einheimische und Gäste auf Langeoog „frühe Ostern“: Der Strand war übersät mit Zehntausenden von bunten Plastik-Eiern. Ein Schiffscontainer mit „Überraschungseiern“ war bei Sturm über Bord gegangen. Schnell waren hunderte Kinder mit erwachsenem Anhang auf den Beinen, um die Kapseln einzusammeln – sozusagen eine vorgezogene Ostereiersuche.

Ein großer Teil dieser und anderer Plastikteile aus mehreren havarierten Containern wurde jedoch von Wind und Wellen verteilt. Es kann hunderte Jahre dauern, bis sich größere Teile zu Mikroplastik zersetzt haben, aber auch dieses bleibt eine Gefahr für Meerestiere. Dreiviertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik verschiedenster Größen. Zu 80% kommen die Einträge von Land aus, zu 20% aus der Schifffahrt bzw. Fischerei. Auf internationaler Ebene müssen Politik und Wirtschaft endlich handeln - auf lokaler Ebene können VerbraucherInnen durch ihr Konsumverhalten mitbestimmen, welche Rolle Plastik in der Umwelt zukünftiger Generationen spielen wird.

PUTZEN

Putzmittel: Give me five

Zum Osterfest soll die Wohnung glänzen. Ein Blick in den Putzschrank voller Plastikflaschen: Welches der vielen chemischen Reinigungsmittel ist das Beste für Fußböden, Schränke, Fenster oder Badewanne? Antwort: Gar keins. Fünf einfache, preisgünstige Hausmittel, nämlich Essig, Zitronensäure, Soda, Natron und Kernseife reichen völlig aus. Sie sind in Papp- oder Glasbehältern in jeder Drogerie erhältlich. Ätherische Öle (z. B. Teebaum, Orange) wirken desinfizierend und sorgen für angenehmen Duft.

Kernseife ist die Basiszutat vieler Öko-Putz- und Waschmittel. Essig/-essenz und Zitronensäure sind besonders gut zum Entkalken. Putzmittel auf Soda-Basis entfernen Flecken und reinigen verstopfte Abflüsse. Natron eignet sich für Spülmittel, Textil-, Backofen- oder Fugen-Reiniger.

Öko-Putzmittel kann man fertig gemischt kaufen, leider meist auch in Plastik verpackt. Putzmittel-Rezepte zum Selbermachen findet man im Internet oder im Buchhandel, einige gibt es hier:

Spülmittel: 15 g geraspelte Kernseife in 500 ml kochendem Wasser auflösen und abkühlen lassen. 3 TL Natron und 10-15 Tropfen ätherisches Öl dazugeben. Wasser hinzufügen (wenn nötig)

Natron-Allzweckreiniger: 1 TL Natron, 1 TL geriebene (Bio)Kernseife, am besten palmölfrei, 1 Spritzer Zitronensaft, 1 Tasse warmes Wasser, 1 Sprühflasche (z.B. eine alte Reinigerflasche), optional einige Tropfen ätherisches Öl (Eukalyptus, Lavendel oder Teebaum sind ideal, da sie antibakteriell, antiviral und auch antifungal wirken)

Badreiniger: ½ l Wasser, 1 EL flüssige Zitronensäure und 1 EL Spülmittel.

Fenster-Reiniger: Aus 1 Teil Essig und vier Teilen Wasser eine Lösung herstellen. Zweite Möglichkeit: eine Lösung aus 10 Teilen destilliertem Wasser und 1 Teil Brennspiritus.

 

Putzlappen: Schwamm drüber

Putzig: Eine Gurke als Küchenhilfe

Kunststoffschwämme sind heute in fast jeder Küche zuhause. Doch sind sie wirklich hygienisch? Wissenschaftler haben in benutzten Schwämmen 362 verschiedene Arten von Bakterien und Keimen gefunden. Die fühlen sich im Schaumstoff pudelwohl, weil sich in den vielen kleinen Hohlräumen Nahrungsmittelreste und Feuchtigkeit sammeln. Würden alle dem Experten-Rat folgen, solche Schwämme alle zwei Tage zu wechseln, wäre das eine ziemliche Belastung für die Umwelt und die Haushaltskasse.

Unwirtlicher für Keime sind Baumwoll-Wischlappen und Schwammtücher aus Zellulose schon dadurch, dass sie schneller trocknen und in die Kochwäsche können (60°/90°). Nach der Entsorgung sind sie auf längere Sicht biologisch abbaubar. Und die raue Seite des Küchenschwamms? Da sind zum Teil Kristalle (Scheuersand) eingelagert, die die Oberfläche von Töpfen zerkratzen, so dass alles schneller anbrennt. Auch hierfür gibt es eine plastikfreie und zudem Topf-schonende Alternative: Die getrockneten Früchte der Luffagurke liefern einen wunderbaren natürlichen Putzschwamm. Luffa-Schwämme (Foto) sind biegsam und gleichzeitig fest genug, um zu reiben ohne zu kratzen. Durch ihre großen Hohlräume trocknen sie schnell wieder und sind so sehr langlebig. Ideal sind sie auch im kosmetischen Bereich: Der raue Luffaschwamm macht ein zusätzliches Peelingmittel überflüssig und regt sanft die Durchblutung an.

Weitere plastikfreie Partner im Kampf gegen hartnäckigen Schmutz in (unbeschichteten) Töpfen und Pfannen sind Spülbürsten aus Holz, auch mit Naturborsten und Wechselkopf zu haben, oder Topfkissen aus feiner Stahlwolle.

BÜRO & UNTERHALTUNG

Druckerpatronen und Handys: Kostbare Rohstoffe recyceln

Beim Druck von Texten fällt das (Plastik-)Fasten schwer. Wer möchte schon zur alten Schreibmaschine zurück, bei der ein schlichtes tintengetränktes Gewebeband hin- und herwanderte? So werden Millionen Druckerpatronen gekauft und landen nach Gebrauch zum größten Teil im Hausmüll. Aber sie lassen sich neu befüllen, oder ihre Bestandteile lassen sich wieder in der Produktion neuer Druckerpatronen einsetzen. Viele Hersteller nehmen die Patronen zurück, zum einen, weil sie durch das Elektro- und Elektronikgeräte-Gesetz (ElektroG) verpflichtet sind, sich um die Entsorgung zu kümmern, zum anderen, weil die komplexen Bauteile begehrte Rohstoffe enthalten.

Am besten ist es wohl, die leeren Hüllen dem jeweiligen Hersteller zurückzusenden, der ja genau diese Rohstoffe benötigt. Auch zahlreiche online-Händler und einzelne Geschäfte in der Region bieten bereits eine Rücknahme an, zum Teil bezahlen sie sogar dafür. Andere befüllen Patronen neu und verkaufen sie preisgünstig. Die Nutzung wiederbefüllter Behälter ist ein Weg, Plastik zu reduzieren.

Ein gemischtes Sortiment - Druckerpatronen und kleine Elektrogeräte, z.B. Handys - kann man auch mit einer portofreien Versandmarke der Post einsenden: in eine Versandtasche stecken, das Etikett „electroreturn“ ausdrucken und aufkleben - und ab die Post!  https://www.deutschepost.de/de/e/electroreturn/verbraucher.html

Das Recycling lohnt sich: So sind zum Beispiel in einer Tonne Handys etwa 250 Gramm Gold enthalten – zum Vergleich: Eine Tonne Golderz enthält etwa fünf Gramm Gold. Da die Primärgewinnung von Gold und anderen ressourcenrelevanten Metallen häufig mit sehr hohen Umweltbelastungen verbunden ist, sollten diese Rohstoffe konsequent recycelt werden. Eine Vermischung mit weniger ressourcenrelevanten Elektroaltgeräten (zum Beispiel Drucker, Kopierer) erschwert ein effizientes Recycling.

Übrigens: Nicht jeden Text muss man ausdrucken. Die Korrekturdurchsicht ist am Bildschirm viel effektiver. DdH (Druck die Hälfte) ist eine einfache Möglichkeit, Tinte, Geld, Zeit und Papier zu sparen.

Zeitschriften in Plastikhülle?

Doppelt hält nicht besser

Bei Zeitschriften und Katalogen sorgt der Einband aus festem Papier dafür, dass der Inhalt nicht knittert oder verschmutzt. Leider breitet sich die Unsitte aus, diese Druckwerke trotzdem noch in eine Plastikhülle einzuschweißen. Nicht nur für den Postversand - auch im Buchhandel liegen so verpackte Zeitschriften aus.

Wenn der Postbote eine Zeitschrift mit Gewalt in den Briefkasten stopft, schützt allerdings auch die Plastikhülle nicht vor Knitterfalten. Bei Werbe-Katalogen, die ohnehin kurzfristig im Altpapier landen, ist eine aufwändige Plastikverpackung noch alberner. Da hilft nur eins: Dem Verlag bzw. dem Absender per Mail mitteilen, dass man die Sendungen, wie früher üblich, gern ohne Plastik drumherum bekommen möchte. Und wenn man, wie so oft, einen Katalog unverlangt bekommen hat und gar nicht braucht, kann man gleich dazuschreiben, dass man zukünftig solche Werbesendungen nicht mehr haben will.

Elektroschrott zum Entsorgungszentrum!

Elektrogeräte enthalten viel Plastik. Irgendwann ist es so weit, ein Gerät lässt sich nicht mehr reparieren und muss weg. Es darf aber nicht in die Mülltonne. Altgeräte enthalten Gifte und auch Stoffe, die wiederverwendet werden können. Ein Abstellen auf dem Sperrmüll an der Straße ist eine Möglichkeit, birgt aber die Gefahr, dass Teile illegal ausgebaut werden. Ein gravierendes Problem ist dort ein Diebstahl der kupferhaltigen Kompressoren aus alten Kühlschränken. Dadurch wird der Kühlkreislauf zerstört und die FCKW-haltigen Kühlmittel entweichen ungehindert in die Atmosphäre. Außerdem kann es zu illegalen Exporten kommen. So wurden Elektro-Altgeräte aus Deutschland in Länder wie Nigeria, Ghana, Indien oder Südafrika exportiert. Dort gibt es aber kaum professionelle Recyclingstrukturen. Üblicherweise werden Monitore auf den Boden geworfen, um sie zu zerstören. Die Kunststoffummantelung von Kupferkabeln wird weggeschmort. Dabei entwickeln sich giftige Dämpfe. Andere Geräteteile werden ohne jeglichen Arbeitsschutz im Säurebad aufgelöst. Die Restteile werden verbrannt, wild deponiert oder in Flüssen abgelagert.

Eine Rückgabe im Entsorgungszentrum (bei kleinen Geräten auch am Schadstoffmobil) verhindert illegale Abgriffe. Die Altgeräte werden nach Kategorien getrennt gesammelt. Vielfach werden in Sortieranlagen bereits besonders werthaltige Bauteile demontiert, um ein Recycling zu ermöglichen. Schadstoffe werden entfernt und Wertvolles wird ausgebaut. Der Rest wird zerkleinert und durch Trennverfahren sortiert. Auch die Kunststofffraktionen werden zum Teil recycelt. (red)

KÖRPERPFLEGE

Seife: Lieber fest als flüssig

In Bad und Dusche regiert heutzutage eine ganze Batterie von Flüssigseifen. Die bunten Plastikflaschen verheißen Wellness und Wunder für alle Arten vermeintlicher Hautprobleme. Dusch- oder Handwaschgel besteht in erster Linie aus Wasser, in dem die (meist synthetischen) Tenside gelöst sind. Hinzu kommen Konservierungsstoffe, künstliche Duft- und Farbstoffe und oftmals auch Mikroplastik. Das landet dann zuerst auf der Haut und wandert nach dem Abspülen über die Kläranlage ins Meer.

Ein Stück Seife enthält die reinigenden Tenside in kompakter Form. Sparsam verpackte Seifenstücke ohne Zusatzstoffe sind in jedem Drogeriemarkt erhältlich. Handwerklich gefertigte Pflanzenseifen findet man in kleinen Manufakturen (z. B. in Dangast), auf Märkten und im Bioladen, sogar unverpackt. Das Wasser zum Aufschäumen gibt’s zuhause kostenlos aus dem Hahn. Für Reise und Schwimmbad wird die preisgünstige Pflegekraft in der Seifendose verstaut.

Auf Vorrat gekaufte Naturseife macht sich übrigens gut als natürlicher Wäscheduft im Kleiderschrank.

Peeling ohne Plastik

Peelings lassen unsere Haut frischer und gesünder aussehen. Aber in vielen Peelingprodukten und anderen Kosmetika steckt Mikroplastik: kleine Plastikkügelchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimetern.

Sie sind so klein, dass Kläranlagen sie nicht ordentlich herausfiltern können. So finden sich die Kügelchen in Flüssen und Meeren wieder. Mikroplastik wirkt wie ein Magnet auf Umweltgifte. Über die Nahrungskette gelangt es, mit den angelagerten Schadstoffen, in Organismen wie Muscheln, Fische, Seehunde und auch auf unsere Teller.

Im BUND-Einkaufsratgeber „Mikroplastik“ (kostenloser Download hier) sind Kosmetikprodukte aufgelistet, die Mikroplastik enthalten. Wer der Ansicht ist, dass Plastik weder auf die Haut noch ins Meer gehört, sollte zu Alternativen greifen. Ein Peeling kann man mit einfachen Mitteln auch selber machen.

Zuckerpeeling für den Körper

Zutaten: 1 Päckchen Bio-Vanillezucker, Saft von 1 Bio-Zitrone, brauner Bio-Zucker

Vanillezucker mit dem Zitronensaft anrühren, so viel braunen Zucker unterrühren, bis eine homogene dickflüssige Masse entstanden ist. Das Zucker-Zitronenpeeling in kreisenden Bewegungen auf den Körper auftragen und leicht einmassieren. Mit klarem Wasser abspülen. Danach die Haut mit einem feuchtigkeitsspendenden Körperöl verwöhnen.

Zucker-Feuchtigkeitspeeling für den Körper und das Gesicht

Zutaten: ½ Becher Bio-Quark, 2-3 Esslöffel Bio-Honig, mindestens 3 Esslöffel brauner Bio-Zucker

Quark, Honig und Zucker zu einer homogenen Masse mischen. Das Zucker-Zitronenpeeling in kreisenden Bewegungen auf Körper, Dekolleté oder Gesicht auftragen und leicht einmassieren. Anschließend mit klarem Wasser abspülen und eincremen.

Wertvolle Scheiben: CDs & DVDs sind gut recycelbar

In der digitalen Welt werden große Datenmengen zunehmend auf mobilen Festplatten oder in Online-Clouds gesichert. Doch auch CDs und DVDs werden weiterhin als Speichermedium für Programme, Bilder, Musik oder Filme genutzt. Wenn sie ausgedient haben, sind die Scheiben zu schade für die Mülltonne: CDs und DVDs bestehen überwiegend aus Polycarbonat, einem hochwertigen und verhältnismäßig teuren Kunststoff. Sie lassen sich, getrennt sortiert, mit geringem Aufwand recyceln. Entsorgen Sie deshalb die wertvollen Scheiben über speziell dafür vorgesehene Rücknahmesysteme. Bei sensiblen Daten empfiehlt es sich, sie durch mehrere Kratzer über die Breite der lesbaren Seite unbrauchbar zu machen.

In Wilhelmshaven besteht im Entsorgungszentrum am Friesendamm die Möglichkeit, die runden Datenträger gezielt zurückzugeben. Aus dem aufbereiteten Polycarbonat können zum Beispiel Produkte für die Medizintechnik, die Automobil- und die Computerindustrie, aber auch neue CDs und DVDs hergestellt werden.

Über die Jahre und in Konkurrenz zu anderen Speichermedien sind CDs und DVDs sehr billig geworden. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der bewussten Nutzung von Ressourcen empfiehlt es sich trotzdem, sie pfleglich zu behandeln und Rohlinge sparsam einzusetzen.

  • Fingerabdrücke, Kratzer und Staub verringern die Lebensdauer. Reinigen Sie sie mit einem weichen, fusselfreien Baumwolltuch und beschriften Sie sie nur mit wasserfesten Faserschreibern ohne Lösungsmittel

  • Kaufen Sie größere Rohling-Stückzahlen erst, wenn Sie sicher sind, dass Brenner und Abspielgerät damit harmonieren.

  • Nutzen Sie mehrfach beschreibbare CDs („RW“ für „rewritable")

KLEIDUNG

Fleece: Plastik auf dem Umweg ins Meer

Vor 40 Jahren starteten Textilien aus Fleece ihren Siegeszug. Die Outdoor-Szene war begeistert über leichte, weiche, wärmende, knitterfreie und atmungsaktive Jacken und andere Kleidungsstücke aus dem synthetischen Wirkpelz. Der gute alte, ebenso warme, aber immer etwas kratzige und unförmige Norwegerpulli hatte ausgedient.

Fleece besteht meist aus Polyester, das z. B. in China aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird. Aus 16 leeren Literflaschen wird eine neue Jacke – das sorgte bei umweltbewussten Fleeceträgern für doppelte Begeisterung. Mittlerweile steht Fleece für einen bestimmten „Lifestyle“, sogar in beheizten Einkaufszentren trifft man ganze Familien, die eingekleidet sind wie Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel.

Mit der Entdeckung und Erforschung des Phänomens „Mikroplastik im Meer“ kam das böse Erwachen: Fleece-Textilien verlieren bei jeder Wäsche kleinste Plastikfasern, die weder in der Waschmaschine noch in der Kläranlage ausgesiebt werden. Schätzungsweise gelangt allein dadurch pro Tag weltweit so viel Mikroplastik im Meer, wie es umgerechnet 12 Mio Plastiktüten entspricht.

Was tun? Es gibt spezielle Waschbeutel für Fleecekleidung, die Filterwirkung ist aber noch umstritten. Übertreiben Sie es nicht mit dem Waschen: Funktionskleidung lieber öfter mal lüften, das verlängert auch die Haltbarkeit. Bei Neuanschaffungen: Im Outdoor-Handel gibt es inzwischen (wieder) Jacken, Shirts und anderes aus feinster Wolle von Merinoschafen, mit den gleichen funktionalen Eigenschaften wie Fleece, aber mit edlerer Optik. Mufflonwolle wirkt etwas robuster. Für 10 Euro sind solche Jacken nicht zu haben, dafür haben sie das Potenzial für ein langlebiges Lieblingsstück.

Achten Sie beim Kauf von Wolltextilien auf den Hinweis „NO mulesing“. Mulesing bedeutet, dass den Schafen Hautfalten rings um den Schwanz weggeschnitten werden, um Fliegenbefall zu verhindern. Seriöse Hersteller achten darauf, dass ihre Lieferanten (Schafzüchter) auf dieses für die Tiere schmerzhafte Verfahren verzichten.

WOHNEN & EINRICHTEN

Bodenbeläge

Stehst Du auf Plastik?

Tonnenweise Plastik unter unseren Füßen: Als Bodenbeläge werden nicht nur große Mengen an Kunststoff eingesetzt, sondern auch besonders problematische Kunststoffsorten. So verursacht PVC von der Produktion bis zur Entsorgung gravierende Gesundheits- und Umweltprobleme:

  • Bereits die Herstellung des PVC-Polymers setzt gefährliche Schadstoffe frei, unter anderem Dioxine (ÖKO-TEST Mai 2017). Der Ausgangsstoff, Vinylchlorid, kann beim Menschen Krebs erzeugen und wirkt erbgutverändernd („VC-Krankheit“ für die Arbeiter in der Produktion als Berufskrankheit anerkannt).

  • Weich-PVC gibt gesundheitsschädliche Weichmacher ab. Weichmacher stehen im Verdacht, für Missbildungen der Geschlechtsorgane und Störungen der Fruchtbarkeit verantwortlich zu sein

  • Das Recycling ist durch die Vielzahl der Zusatzstoffe problematisch.

  • Bei der Verbrennung können giftige Dioxine entstehen.

Nachdem der Ruf von PVC gelitten hat, werden Kunststoff-Bodenbeläge jetzt in breitem Sortiment als „Vinyl“ oder als „Designboden“ ohne Nennung des Materials angeboten. Fliesen, Dielen, Parkett - immer täuschender wird versucht, das lebendige Design der Natur nachzumachen. Edler als Imitate sind aber allemal wirkliche Dielen. Wenn keine Möglichkeit besteht, eine so langlebige, aber relativ teure Lösung zu verwirklichen, gibt es andere nachhaltige Alternativen. Wer das Glück hat, in einen Altbau mit Holzdielen einzuziehen, kann alte Holzböden mitsamt etwaiger Wölbungen und Farbschichten abschleifen und so mit geringem Kosten- und Materialaufwand ein edles Flair schaffen. Parkett mit Echtholzschicht und einem Unterbau überwiegend aus Holzfasern lässt sich auch selbst verlegen, ebenso wie das preisgünstigere Laminat. Das ist zwar nur bedruckt und nicht wieder abschleifbar, aber überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt und emissionsarm. Elastische Fußbodenbeläge aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen zum Beispiel aus Kautschuk, Kork oder Linoleum, auch als Fertigparkett im Klick-System zu verlegen.

Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ zeigt Bodenbeläge, die besonders wenig Schadstoffe in die Luft von Kinder-, Schlaf- und anderen Zimmern abgeben und damit nicht die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen.

Links zum Weiterlesen:

Ökotest: PVC-Bodenbeläge (Mai 2017)

BUND / Umweltbundesamt: Plastikweichmacher in Kindertagesstätten

Blauer Engel: Umweltfreundliche elastische Bodenbeläge

Blauer Engel: Umweltfreundliche Bodenbeläge aus Holz/-werkstoffen

 

Wachstuch statt Plastikfolie

Uroma wusste es besser

Schnell mal was Essbares einwickeln oder abdecken – danach wandern Frischhaltefolie bzw. Alufolie in den Abfall. Schade um die Rohstoffe. Uroma machte es besser: Sie benutzte Wachstuch, langlebig und durch das Bienenwachs sogar antibakteriell wirksam. Diese Folien-Alternative gibt’s heute wieder im Handel zu kaufen, sie lässt sich aber auch schnell und einfach selbst machen. Dazu einfach Bienenwachs schmelzen, ein sauberes Baumwolltuch in beliebiger Größe damit tränken und gut durch trocken lassen. Fertig ist auch ein tolles Geschenk.

Gereinigt wird die plastikfreie Folie mit einem weichen Lappen und lauwarmem Wasser, je nach Verschmutzung mit einem Tropfen Spülmittel. Das Wasser perlt sofort ab, das Wachstuch ist schnell getrocknet. Zum Auffrischen kann man knittrig gewordene Wachstücher sanft im Backofen erwärmen.

Übrigens: Auf jeden Topf passt ein Deckel und auf jede Schüssel ein Teller als Abdeckung!

VERMEIDEN STATT VERMÜLLEN

Der Gelbe Sack – das Gelbe vom Ei?

Sechs Wochen Plastikfasten sind geschafft! Zum Abschluss werfen wir mal einen Blick in den Gelben Sack.

In Haushalten, die sich am Plastikfasten beteiligt haben, dürfte sich der Verbrauch an Gelben Säcken deutlich reduziert haben. Aber warum soll man überhaupt Verpackungsmüll einsparen, wenn er doch im Gelben Sack ordnungsgemäß entsorgt wird? Tatsächlich werden nur etwa 40% der so gesammelten Kunststoffe recycelt, der Rest geht in der Verbrennung, freundlich als „thermische Verwertung“ bezeichnet. Damit gehen begrenzt verfügbare Rohstoffe unwiederbringlich verloren. Viele Verpackungen bestehen aus verschiedenen Kunststoffarten oder aus einem Verbund aus Kunststoff und Aluminium. Für ein echtes Recycling müssen die Ausgangsstoffe jedoch sortenrein trennbar sein.

Ein weiteres Problem: In den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gehören ausschließlich Verkaufsverpackungen aus Kunststoff, Metall oder Verbundmaterialien, von den Nutzern werden aber alle möglichen ausrangierten Gegenstände hineingestopft, von der Zahnbürste über die CD bis zu Haushaltsgeräten. In Wilhelmshaven beträgt der Anteil dieser „Fehlwürfe“ etwa 40%.

Es bleibt also die beste Lösung, zumindest auf kurzlebige, überflüssige Plastikprodukte zu verzichten: Mehrweg ist besser als Einweg, Müllvermeidung ist besser als Müllbeseitigung und -verbrennung. In 37 Plastikfastentipps haben wir aufgezeigt, dass viele Plastikprodukte nicht nur ökologisch bzw. gesundheitlich bedenklich sind, sondern auch gar nicht mal so preiswert und praktisch, wie die Werbung uns weismachen will. Und wie beim Fleisch-, Zucker-, Alkohol- oder Nikotinfasten steht auch beim Plastikfasten am Ende die Erkenntnis, dass der Verzicht in Wirklichkeit ein Gewinn ist.

Plastic Planet - Die schlimme Realität

Einst als Heilsbringer gefeiert, stellt Plastik heute eine Bedrohung für Mensch und Tier dar.

Nach der Stein-, der Bronze- und der Eisenzeit haben wir jetzt die Plastikzeit" - mit diesem Zitat beginnt eine Reise des österreichischen Regisseurs Werner Boote von den 1960er-Jahren, als Plastik immer mehr verbreitet wurde, bis in die heutige Zeit.

Entstanden ist ein Dokumentarfilm von einer großen Intensität. Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) stellt diesen bereits 2009 gedrehten Film kostenlos zum anschauen in ihrer Mediathek bereit.

Im Interview mit Sascha Rettig von der BpB im Jahre 2010, sagte Werner Boote "Ein Schwerpunkt lag für mich auf der Moral und auf der Frage, wie wir mit der Wirtschaft und dem Konsumzwang umgehen. Auf der anderen Seite war da natürlich meine persönliche Entwicklung – vom ursprünglich Plastik begeisterten Menschen hin zum kritischen Konsumenten, der sich fragt, wie man damit umgehen kann."

Ist „Bioplastik“ besser?

Einweg ist niemals nachhaltig

Seit einigen Jahren sind immer mehr Verpackungen aus „Bio-Kunststoff“ auf dem Markt. Die Folien oder Behälter werden nicht aus Erdöl, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, z. B. Mülltüten aus Maisstärke, Becher aus Milchsäure, Geschirr aus Bambus. Nach Angaben der Hersteller sind sie biologisch abbaubar bzw. kompostierbar. Allerdings dauert es viele Wochen, bis sich das Material zersetzt hat. Für große Kompostwerke mit schnellem Stoffumsatz dauert das zu lange, sodass Bioplastik dann doch aussortiert und dem Restmüll zugeschlagen wird. Zudem konkurriert hier ein Luxusbedarf mit einem Grundbedürfnis: Während in vielen Teilen der Welt Menschen hungern, werden Anbauflächen, Energie und Düngemittel für Verpackungsmaterial ver(sch)wendet. Solange es keine Zauberformel für wirklich „saubere“ Kunststoffe gibt, bleibt die beste Lösung, wo immer möglich auf (Einweg-)Verpackungen zu verzichten.

 

Öffentliche Müllbehälter: Fluch oder Segen?

In Parkanlagen, am Seeufer oder in der Fußgängerzone sollen Müllbehälter eigentlich für Ordnung sorgen. Oft ist das Gegenteil der Fall: Sie werden vollgestopft, bis sie überquellen. Wenn man nur ordentlich drückt, passt da sogar der Einweg-Grill rein! Passt nicht mehr? Dann wird der Rest eben auf oder neben dem Müllbehälter abgelegt. Ruckzuck verteilen der Wind und hungrige Möwen dann alles in der Umgebung, was nicht sicher im Inneren der Behälter verstaut ist.

Die Mitarbeiter*innen unserer Entsorgungsbetriebe haben mehr Respekt verdient, oder?

Andernorts funktionierte schon das Experiment, die Müllbehälter gar nicht erst anzubieten: Die Leute sollen einfach alle Reste wieder mit nach Hause nehmen. Auf dem Rückweg ist ein Getränke-Sixpack, das man vorher mit raus in die Natur geschleppt hat, sogar viel leichter! Zuhause können die Überbleibsel ordentlich getrennt entsorgt werden: Gelber Sack, Altglas, Pfandrückgabe, Altpapier, Restmüll.

Plastikfrei — eine ganze Stadt macht mit

Schaut mal nach Penzance

Kennen Sie Penzance? Penzance ist ein (eigentlich) idyllischer Hafenort im Süden von Cornwall: Golfstrom, subtropisches Klima, Palmen ... und leider jede Menge angespülter Meeresmüll am Strand.

In Wilhelmshaven ist das Klima anders. Aber den Plastikmüll am Strand haben wir auch.

Rachel Yales ist in Penzance aufgewachsen. Irgendwann hat es ihr gereicht. Sie zog in den Kampf gegen den Plastikmüll - zunächst allein, inzwischen hat sie die ganze Stadt hinter sich. Stadtrat Simon Reed kämpft mit ihr an vorderster Front. 30 Shops verzichten bereits auf Einweg-Plastik. Das lokale Krankenhaus will jetzt mitmachen. Schüler*innen setzen sich für eine plastikfreie Schulkantine ein. Rachel und ihre Mitstreiter warten nicht auf auf Entscheidungen der Politik, sie handeln selbst. Können wir in Wilhelmshaven daraus lernen?

Plastikfasten: Ein Erfahrungsbericht

Eine junge Mutter aus Wilhelmshaven hat uns diesen beeindruckenden Erfahrungsbericht zugeschickt:

"Plastikfasten: Seit einem dreiviertel Jahr habe ich genau dieses persönliche Ziel. Meine Erfahrung seitdem: Klappt wunderbar! Über die Kleidung bin ich gedanklich dazu gekommen, diese Haltung auch auf den Rest des Lebens zu übertragen. In meiner Ausbildung war Nachhaltigkeit in der Textilbranche natürlich ein großes Thema. Das hat mich damals so bewegt, dass der gesamte Inhalt meines Kleiderschranks aus Naturfasern besteht und ich diese zu 90% aus dem Secondhand-Shop bezogen habe. Seit einem Jahr habe ich mir nun kein einziges Kleidungsstück mehr gekauft - ich habe einfach alles und mehr als ein Mensch an Garderobe eigentlich braucht.

Diese Gedanken haben sich nach und nach zu einer ganzen Lebensphilosophie entwickelt. Mein Projekt ist es nun seit geraumer Zeit, einen plastikfreien Haushalt zu haben. Bisher ist mein Fazit sehr, sehr positiv! In der Küche habe ich nahezu gar keine Plastik-Utensilien mehr- alles Holz und Edelstahl. Auch die Aufbewahrungsdosen/Lunchdosen sind aus Holz und Edelstahl.

Ich besitze fast keine Kosmetik-Produkte mehr im Bad, weil Oliven-Öl, Kokos-Öl und Apfelessig genauso gut funktionieren. Der Rest ist zertifizierte Naturkosmetik. Auch die Lebensmittel habe ich alle in Augenschein genommen. Ich bin zu Demeter-Höfen gefahren, habe mit Bio Bauern gesprochen und beziehe nur noch Nahrungsmittel aus der Region. Selbst meinen Wärmflaschenbezug habe ich gegen einen aus Schurwolle (von Schafen aus Wiesmoor) ausgetauscht. Alle Putzmittel habe ich gegen natürliche Haushaltsreiniger ersetzt.

Seit fast einem Jahr ziehe ich diese Lebensweise nun sehr konsequent durch und habe als Fazit nicht ein einziges Mal das Gefühl von Verzicht erlebt. Unser Leben funktioniert genau wie vorher auch - nur viel, viel bewusster!"