BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven

Herbstputz für plastikfreie Schwalbennester

26. September 2018

Eine gemeinsame Aktion von BUND und THW gegen die Folgen der Meeresvermüllung legte den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit. Die Kinder und Jugendlichen der Hilfsorganisation konnten ihre technischen Kenntnisse und Ausrüstung bei einem praktischen Einsatz zum Schutz der Tierwelt erproben.

Plastik als Nistmaterial in einem Schwalbennest. Foto: BUND Plastik als Nistmaterial in einem Schwalbennest. Foto: BUND

Ein Abend wie Seide am Nassauhafen: sommerliche Wärme, Windstille, Boote im spiegelglatten Wasser, himmlische Ruhe. Nur die frühe Dämmerung erinnert daran: es ist bereits Mitte Oktober. Plötzlich schrecken die Gäste auf der Terrasse der Gaststätte „Seglerheim“ auf: Gleich drei Einsatzfahrzeuge des technischen Hilfswerkes (THW) rollen durch das Deichschart, uniformierte Einsatzkräfte laufen auf die Nassaubrücke, stellen Warnschilder und Pylone auf, schaffen Leitern heran, installieren Schweinwerfer, setzen den Generator in Gang, rüsten sich mit Schwimmwesten aus.

Was ist da denn passiert? Entwarnung: Keine Person ist verletzt oder ins Wasser gefallen. Beim heutigen Einsatz geht es nicht um Menschenleben, sondern um das Wohlergehen gefiederter Mitgeschöpfe. Seit vielen Jahren bauen Rauchschwalben ihre Nester oben auf den Stahlstreben der Nassaubrücke. Und leider bauen sie, wie andere Vögel auch, gefährliche Fundstücke mit ein, nämlich die Hinterlassenschaften unserer Plastik-Gesellschaft. Kunststoffbänder und Folien werden allzu oft vor allem Jungvögeln zum Verhängnis.

Gerade gab es im Wattenmeer Besucherzentrum - im Rahmen der Zugvogeltage - einen Vortrag über die vermüllten Nester der Brutvögel am Helgoländer Lummenfelsen. Doch das Problem existiert mittlerweile überall, auch direkt vor unserer Haustür. Kurt Bernert, der sich in der BUND Kreisgruppe Wilhelmshaven schwerpunktmäßig gegen den Meeresmüll engagiert, ist täglich draußen unterwegs und hat die Tiere und ihre Lebensstätten im Weltnaturerbe Wattenmeer genau im Blick. So entdeckte er unlängst auch die Plastikschnüre, die aus den Schwalbennestern baumelten. Ein Blick in die Nester (mit Leiter und Sicherungsperson) bestätigte seine Befürchtung, dass sich dort noch viel mehr Plastik findet, als von unten sichtbar ist.

Schon seit längerem hat Bernert gute Kontakte zum hiesigen Ortsverband des THW und als er dem Ortsbeauftragten Bernd Leithold und dem Jugendleiter Tim Blanke das Problem vortrug, waren sie sofort Feuer und Flamme: „Ein solcher Einsatz ist eine super Übung für unsere Jugendabteilung, um das bisher Gelernte praktisch und gleichzeitig sinnvoll anzuwenden.“ Die knapp 30 Kinder und Jugendlichen freuten sich schon im Vorfeld darauf und gingen mit Begeisterung zu Werk. Die Vorgabe war, das Plastik zu entfernen, ohne die Nester dabei zu beschädigen oder zu zerstören. „Am Ende der Brutsaison sehen die Nester von Natur aus etwas mitgenommen aus. Wenn die Schwalben im Frühjahr an ihren angestammten Brutplatz zurückkehren, wird das vorhandene Nest von den Vögeln sorgfältig repariert“ erklärt Imke Zwoch vom BUND. „Wir möchten, dass sie dann wenigstens plastikfreie Kinderstuben vorfinden.“ Die Aktion wurde im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.

Bei der Kontrolle und Reinigung der Nester in mehreren Metern Höhe konnte der THW-Nachwuchs ausgiebig die sichere Handhabung von Leitern und Sicherheitsausrüstung üben. Heraushängende Plastikbänder wurden mit der Schere abgeschnitten, aber auch innerhalb der Nester gab es unerfreuliche Fundstücke. Ein komplettes „Inlett“ aus flauschigen Federn war kreuz und quer mit dünnen roten Plastikfäden durchzogen.

Die Neueinsteiger der Jugendabteilung begaben sich daran, den Müll rings um den Nassauhafen einzusammeln. Wer gerade Pause hatte, erfuhr im Gespräch mit den Ehrenamtlichen des BUND- Wissenswertes zum Thema Plastikmüll. Dabei zeigte sich, dass viele der Kinder sich schon intensiv damit beschäftigt haben. So wussten sie, was passiert, wenn ein heliumgefüllter Luftballon in den Himmel steigt: Spätestens nach ein paar Tagen landet er wieder auf der Erde oder im Meer und zerfällt dann langsam zu Mikroplastik, wenn er nicht vorher versehentlich von einem Vogel oder einem anderen Tier verschluckt wird, das davon krank wird oder sogar stirbt. Das Interesse der jungen Rettungskräfte an dem Thema ist so groß, dass beschlossen wurde, demnächst einen Gruppenabend mit Schulung durch den BUND zu gestalten. „Unser Ziel bleibt, dass Plastik gar nicht erst in der Natur landet“, erklärt Rainer Büscher. „Um das zu erreichen, gibt es keine besseren Multiplikatoren als Kinder, schließlich geht es ja um ihre eigene Zukunft“.

Nach zwei Stunden war der Einsatz für diesen Abend beendet. In Kürze wird die THW-Jugend noch einmal ausrücken, um die restlichen Nester zu bearbeiten. Alle waren sich einig, dass es eine tolle Aktion war, wie Tim Blanke auch im Nachgang bestätigte: „Die Kids haben noch sehr davon geschwärmt, als wir schon wieder zurück an unserer Unterkunft waren.“

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